FAQ – Sieben Fragen zur td-Forschung

Die Td-Forschung ist ein interdisziplinärer Ansatz der wissenschaftlichen Forschung, der sich mit komplexen*, realen Problemen auseinandersetzt und den Schwerpunkt auf die gemeinsame Problemgestaltung** durch Personen innerhalb und ausserhalb der Wissenschaft legt, um Lösungsansätze zu entwickeln. Im Mittelpunkt des td-Ansatzes steht der Aufbau von reflexiven Kollaborationsprozessen, bei denen die Forscher adaptiv auf Veränderungen in der realen Welt reagieren können, während sie mit den Projektpartnern zusammenarbeiten. In unserem Labor fokussieren wir diesen Ansatz auf Fragen der nachhaltigen Entwicklung.

Td-Forschung kann man unterscheiden durch: 1) die Art des produzierten Wissens (z.B. umsetzungsorientiertes, indigenes oder kontextabhängiges Wissen), 2) den Prozess der Wissensproduktion (z.B. gemeinsame Problemgestaltung, Integration disziplinärer Sichtweisen, Einbeziehung der Beteiligten in den Prozess) und 3) die Mentalität und Einstellung der arbeitenden Forscher (z.B. Flexibilität und Offenheit in unsicheren Umgebungen, Empathie und Reflexivität). Ein td-Forschungsprojekt besteht in der Regel aus einer Kombination von Elementen, die zu jeder dieser Kategorien gehören.

* Komplexität – Ein komplexes oder schlecht definiertes Problem ist ein Problem, das: 1) eine unklare Zieldefinition, 2) unklare Zielzustände, möglicherweise gibt es gar keine "richtige" Lösung, 3) unklare Mittel zur Erreichung des Zielzustandes und 4) unklare Kriterien zur Beurteilung, ob der Zielzustand erreicht wurde, hat (Rittel und Hortel 1973, Dörner 2017).

** Wir definieren Joint Problem Framing (JPF) als einen Prozess, bei dem eine Gruppe mit unterschiedlichen Interessen, Hintergründen und Weltanschauungen zusammenkommt, um den besonderen Aspekt eines komplexen, realen Problems, das sie lösen möchten, deutlich zu machen und die Zieldefinition im Rahmen eines Forschungsprojekts zu klären, in dem sowohl wissenschaftliche als auch praktische Bedürfnisse bestehen. Die Integration von Wissen und Werten aus unterschiedlichen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Perspektiven ist im Prozess der Problemgestaltung notwendig.

Nein, td-Forschende zeichnen sich durch bestimmte Denkweisen, Einstellungen und Motivationen aus und nicht durch die Disziplin, in der sie ausgebildet wurden. Sie sollten beispielsweise reflektierend und prozessbewusst sein und eine Offenheit für disziplinübergreifendes Arbeiten haben. Darüber hinaus interessieren sich td-Forschende dafür, wie wissenschaftliche Ansätze und Erkenntnisse zur Lösung von Problemen in der Praxis eingesetzt werden können.

Detaillierte Diskussionen über Einstellungen, Fähigkeiten und Eigenschaften von Transdisziplinaristen finden Sie hier:

  • Cordell, D., Smith, T., & Fam, D. (2017). Transdisciplinary research and practice for sustainable outcomes: introduction. In: Fam, D., Palmer, J., Riedy, C., & Mitchell, C. (Eds), Transdisciplinary research and practice for sustainability outcomes. Routledge Studies in Sustainability. Taylor & Francis (Routledge), Oxford, UK, pp. 101-116. ISBN externe Seite9781138119703
  • Stokols, D. (2014). Training the next generation of transdisciplinarians. In: O’Rourke, M. O., Crowley, S., Eigenbrode, S. D., & Wulfhorst, J. D. (Eds), Enhancing communication & collaboration in interdisciplinary research. Los Angeles, CA: Sage Publications. ISBN externe Seite9781452255668

Es gibt keine eindeutige td-Methodik. Eine Kombination von Methoden und Ansätzen wird eingesetzt, um auf die komplexen Probleme der td-Forschung zu reagieren. Bei der Arbeit mit Personen innerhalb und ausserhalb der Wissenschaft ist es wichtig, dass td-Methoden unterschiedliche Sichtweisen und theoretische Grundlagen integrieren und disziplinäre Grenzen überwinden können. Td-Forschende sollten sich des Einflusses des Kontextes auch bei der Wahl der Methoden bewusst sein. Die eingesetzten Methoden müssen an spezifische Bedingungen angepasst werden, die zu iterativen Prozessen führen. Die Wahl des theoretischen Ansatzes und der Methoden wird von der Reflexivität der Forschenden bestimmt, um sich der verschiedenen Faktoren, die das Problem und den Kontext beeinflussen, bewusst zu sein.

Detaillierte Diskussionen über die td-Methodik finden Sie hier:

Hier ist eine Liste der Werkzeuge, die von den Forschenden des TdLab häufig verwendet werden:

Aus unserer Sicht ist die td-Forschung eine Teilmenge der partizipativen Forschung, die interdisziplinär ist, eine gemeinsame Problemlösungsphase beinhaltet und die Wissensproduktion als eines der Hauptziele hat. Ansätze wie Bürgerforschung, gemeindebasierte partizipative Forschung und Aktionsforschung sind weitere Beispiele für partizipative Forschung. Eine Unterscheidung zwischen diesen Ansätzen könnte ihr letztendliches Ziel sein. Für den Fall der Bürgerwissenschaft und der td-Forschung zum Beispiel geht es darum, gemeinsam neues Wissen zu schaffen. Für die gemeindebasierte partizipative Forschung und Aktionsforschung kann das Ziel die Transformation des Status quo sein.

Weitere Literatur zur Unterscheidung zwischen Beratern und td-Forschenden finden Sie hier:

  • Penker, M. & Muhar, A. (2015). What’s Actually New About Transdisciplinarity? How Scholars from Applied Studies Can Benefit from Cross-disciplinary Learning Processes on Transdisciplinarity. In: Gibbs, P. (Ed.), Transdisciplinary professional learning and practice. Springer. doi: externe Seite10.1007/978-3-319-11590-0_10

Die Entscheidungsfindung im Umweltbereich beinhaltet notwendigerweise die Arbeit mit komplexen, realen Problemen. Unter komplexen Bedingungen gibt es keine klaren Problemdefinitionen, grosse Informationsmengen müssen verarbeitet werden und Unsicherheiten sind nahezu unbegrenzt. Die Bewältigung von Umweltproblemen erfordert also eine andere Art der Forschungsfrage und Wissensproduktion als die zur Bewältigung wissenschaftlicher Rätsel, bei denen die Problemstellung klar ist, die Daten strukturiert sind und die Unsicherheiten bekannt sind. Transdisziplinäre Forschung bietet eine Perspektive, wie man sich mit einem Mangel an klarer Problemdefinition, der Verarbeitung unstrukturierter Informationen und der produktiven Auseinandersetzung mit Unbekannten auseinandersetzen kann, indem man Methoden zur gemeinsamen Problemgestaltung entwickelt, die Notwendigkeit der Reflexivität von Forschenden und Stakeholdern betont und die Notwendigkeit erkennt, verschiedene Arten von Wissen zu integrieren, um sich mit Unbekannten auseinanderzusetzen.

Methoden und Fallbeispiele im Überblick

Definition des transdisziplinären Forschungsprozesses

  • Lang, D. J., Wiek, A., Bergmann, M., Stauffacher, M., Martens, P., Moll, P., Swilling, M., & Thomas, C. J. (2012). Transdisciplinary research in sustainability science: practice, principles, and challenges. Sustainability Science, 7(S1), 25–43. doi: externe Seite10.1007/s11625-011-0149-x

Eine Erklärung des td-Fallstudienansatzes

  • Stauffacher, M., Walter, A. I., Lang, D. J., Wiek, A., & Scholz, R. W. (2006). Learning to research environmental problems from a functional socio-cultural constructivism perspective: The transdisciplinary case study approach. International Journal of Sustainability in Higher Education, 7(3), 252–275. doi: externe Seite10.1108/14676370610677838

Eine Einführung in das transdisziplinäre Lernen

  • Pearce, B., Adler, C., Senn, L., Krütli, P., Stauffacher, M., Pohl, C. (2018). Making the link between transdisciplinary learning and research. In: Fam, D., Neuhauser, L., Gibbs, P. (Eds), The art of collaborative research and collective learning: Transdisciplinary theory, practice & education, Springer. doi: externe Seite10.1007/978-3-319-93743-4

Ein Ansatz zur Integration von wissenschaftlichen und realen Problemen für Doktorierende

  • Pohl, C., Krütli, P., & Stauffacher, M. (2017). Ten Reflective Steps for Rendering Research Societally Relevant. GAIA - Ecological Perspectives for Science and Society, 26(1), 43–51. doi: externe Seite10.14512/gaia.26.1.10
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