FS 2008 «Entscheidungsprozesse bei der Verwaltung von radioaktiven Abfällen: Internationaler Vergleich»

Tiefenlager

Wir untersuchten Entscheidungsfindungsprozesse (DMP) bei der Standortwahl von Anlagen für die Lagerung radioaktiver Abfälle auf internationalem Level. Ziel der Studie war es, wichtige Aspekte des DMP aufzuzeigen, um Zustimmung und Ablehnung verschiedener Stakeholdergruppen zum Aufbau des DMP zu erkennen und damit den Entscheidungsprozess verbessern zu können. Die Studie beleuchtet sowohl den sozio-politischen als auch den technisch-geologischenHintergrund der untersuchten Länder. Mit einer «Doppel-Fallstudie» in Schweden und in der Schweiz soll gelernt werden, wie Gesellschaften mit diesem schwierigen Thema umgehen können.

Wir verwendeten eine neu entwickelte fünfstufige Methode: (1) Identifizierung wichtiger Aspekte von DMP, (2) Definition von Merkmalen dieser Aspekte, (3) Präferenzen von zusammenpassenden Kombinationen dieser Merkmale (DMP-Varianten) bewerten, (4) die bevorzugten Varianten den verschiednene Stakeholdern kommunizieren, (5) Moderation einer strukturierten und zeitlich begrenzten Diskussion zum Verständnis der unterschiedlichen Präferenzprofile, zum Nutzen aufgedeckter Konsensusfelder und zum Bewältigung aufgezeigter Konflikte.

Leitfragen

Wie bewerten unterschiedliche Stakeholder verschiedenen Formen des Zusammenspiels von technischer Expertise und sozietalem Input bei Entscheidungsprozessen zur Behandlung radioaktiver Abfälle? Und wieweit beeinflussen unterschiedliche Weltanschauungen diese Bewertung?

Drei wichtige Begriffe mit einer spezifischen Bedeutung verwenden wir in unserer Forschung: Erstens der Begriff 'Stakehoilder' bezieht sich auf die unterschiedlichen Rollen, die Leute im DMP spielen. Zweitens bezieht sich der Begriff 'Weltanschauung' auf die unterschiedlichen 'Ansichten' zu Technologie und Gesellschaft (siehe unten), die die verschiedenen Stakeholder haben. Und drittens der Begriff 'Formen des Zusammenspiels', der sich auf die unterschiedlichen Funktionen (z.B. Informieren, Akzeptanz, Lösungsfindung), Ziele (z.B. Kompetenzaufbau) und Methoden (z.B. Kommunikationsform) der Interaktion zwischen Experten, Politikern und der Bevölkerung.

Wichtigste Projektschritte

Nach Abschluss der Planungs- und Konzeptionsphase fand am 31.3.2008 ein Meeting des International Transdisciplinarity Boards statt. Drei Stakeholdergruppen (Umsetzer, politische/technische Regulierer, Gemeindebehörden) wurden ausgewählt und eine Voruntersuchung ihrer Weltanschauung wurde voregnommen (N=70). Aufgrund der Resultate wurden zwei gegensätzliche Weltbilder für alle Stakeholder ausgesucht und es wurden aufwändige Interviews (Exploration-Parcours) durchgeführt (N=70). Für diese Interviews wurden Aspekte und entsprechende Attribute sowohl für Schweden als auch die Schweiz aufgezeigt. Am 16.6.2008 fand ein zweites Meeting des International Transdisciplinarity Boards statt. Die Kernphase der Fallstudie war am 20. Juni mit der Abgabe des studentischen Schlussberichts (internes Working Document) beendet.

Follow-up

Die Endresulate wurden am 11.6.2009 in Schweden präsentiert. Der Anlass war ein grosser Erfolg mit ungefaähr 30 TeilnehmerInnen aller wichtigen Stakeholdergruppen (SKB, SSM, MKG, 'KASAM', Gemeinden, usw.). Eine spezielle Ehre war die teilnahme des Schweizerischen Botschafters Robert Reich, der dem team für die erfolgreiche Studie gratulierte.

Die wichtigsten Resultaten wurden ebenfalls 2009 in einer Broschüre publizert (siehe unten).

Personen

  • Leitung: Prof. Dr. Roland W. Scholz (Gesamtverantwortung, ETH), Dr. Michael Stauffacher & Pius Krütli (Ko-Management, ETH)
  • Experten: Dr. Thomas Flüeler (ETH), Dr. Daniel Lang (ETH)
  • International Transdisciplinarity Board: M. Aebersold (Switzerland, SFOE); P. Birkhäuser (Switzerland, Nagra); B. Hedberg (Sweden, KASAM); P. Huber (Switzerland, advisory group concept phase of the 'sectoral plan'); A. Klinke (Switzerland, EAWAG); J. Swahn (Sweden, MKG); S. von Stockar (Switzerland, SES); and further Prof. C.R. Brakenhielm (Sweden); Prof. H. Horii (Japan); L. Steinerová (Czech Republic); E. Atherton (UK); C. Pescatore, C. Mays (NEA-FSC), Prof. A. Vári (Hungary); K. Ptáčková (EU)
  • Studierende: 16 MSc Studierende (aus verschiedenen Ländern: Schweiz, Frankreich, Japan, China, Ungarn, Ukraine, Deutschland)

Produkte

Fallstudienbroschüre

  • Schori, S., Krütli, P., Stauffacher, M., Flüeler, T., Scholz, R.W. (2009). Siting of nuclear waste repositories in Switzerland and Sweden - stakeholder preferences for the interplay between technical expertise and societal input. ETH-NSSI Case Study 2008. TdLab: Zürich. doi: externe Seite10.3929/ethz-b-000628972
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