Klimawandel-Gespräche
Jahrzehntelang hat sich die Klimakommunikation darauf konzentriert, das öffentliche Bewusstsein für den Klimawandel und seine Folgen zu schärfen, in der Hoffnung, dass dieses Bewusstsein – zusammen mit Wissen über nachhaltige Alternativen, wahrgenommenen sozialen Normen und dem Gefühl, Kontrolle über das eigene Handeln zu haben – Menschen zu nachhaltigerem Verhalten anregt. Die emotionalen Nebenwirkungen solcher Kampagnen, z.B. Hilflosigkeit, Trauer, Schuldgefühle oder Wut, und wie Menschen mit diesen Gefühlen umgehen, haben bisher wenig Beachtung gefunden.
In jüngerer Zeit haben Psychologen wie Renée Lertzman darauf hingewiesen, dass ein Mangel an nachhaltigem Handeln nicht nur aus mangelndem Umweltbewusstsein resultieren kann, sondern ebenso gut aus einem «zu viel» an Bewusstsein und emotionaler Betroffenheit. Sich eines so großen und drängenden Problems wie des Klimawandels bewusst zu sein, kann sich überwältigend anfühlen und zu Lähmung oder zu dem Bedürfnis führen, dem Problem zu entkommen, zum Beispiel indem das Ausmaß des Problems ignoriert oder geleugnet wird. Auf diese Weise könnten klassische Umweltkampagnen in vielen Fällen sogar kontraproduktiv sein.
Im Projekt «Klimawandel-Gespräche» wollen wir ein ergänzendes Programm entwickeln, das dort anknüpft, wo klassische Kampagnen oft aufgehört haben. Die Teilnehmenden werden eingeladen, ihre Gefühle (u.a. Angst, Traurigkeit, Mitleid, Schuldgefühle, Wut, Enttäuschung, Hoffnung, Entschlossenheit usw.) und Reaktionen (u.a. den Drang zu handeln, Hilflosigkeit, Zynismus, Verwirrung, Ungläubigkeit, Skepsis usw.) auf den Klimawandel auszudrücken. Anstelle eines Streitgesprächs werden die Teilnehmenden ermutigt, einander und sich selbst zuzuhören und zu verstehen.
Das Programm schreibt keine richtige Verhaltens- oder Denkweise vor, und das Ergebnis des Gesprächs wird für jeden Teilnehmer und jede Teilnehmerin ein anderes sein. Wir glauben, dass das Projekt einen Beitrag dazu leistet, dem Auseinanderbrechen unserer Gesellschaft entgegenzuwirken, sowie zu einer kollektiven Auseinandersetzung mit der Realität des Klimawandels zu unseren Lebzeiten und zu einem breiteren und ehrlicheren Gespräch darüber, wie wir mit dieser Realität umgehen können und möchten.
Das Projekt wird ehrenamtlich von Agnes Kreil und Mélanie Surchat geleitet, beide Doktorandinnen im TdLab. Zum ehrenamtlichen Team gehören ausserdem Samuel Eberenz, ehemaliger Doktorand am D-USYS, sowie die D-USYS Masterstudentin Annabelle Ehmann und eine externe Moderatorin. Das Projekt wird durch den D-USYS CO2-Kompensations-Fond finanziert.